Doctor Martini Luthers offentliche verhör zu[e] Worms im[m] Reychstag, Red vnnd widerred, am. 17. tag Aprilis, im[m] jar. 1521. beschehen

Doctor Martini Luthers offentliche verhör zu[e] Worms im[m] Reychstag, Red vnnd widerred, am. 17. tag Aprilis, im[m] jar. 1521. beschehen / [Übers.: Georg Spalatin]. – [Augsburg] : [Sigmund Grimm u. Marx Wirsung, 1521]. – [6] Bl.

Bibliograph. Nachweis: D. Johannes: Luther-Bibliothek, Nr. 120; Benzing 928, VD16 L 3653

Stadtbibliothek Worms / Luther-Bibliothek, Signatur: -Mag- LB 101 [1. Blatt mit Lutherporträt fehlt]

Link zum Volltext: (Exemplar der Stadtbibliothek Worms)

Auch in dieser Ausgabe wird Luthers Widerrufsverweigerung am 18. April in der Übersetzung von Georg Spalatin wiedergegeben.
Vorangestellt ist – und allein dies geht aus dem Titel hervor - der Bericht der Ereignisse am 17. April mit einer Namensliste der prominentesten Teilnehmer - Kaiser und sechs Kurfürsten:
- Karl V., Kaiser des Hl. Römischen Reichs (1500-1558)
- Friedrich III., der Weise, Herzog von Sachsen (1463-1525)
- Joachim I., Nestor, Markgraf von Brandenburg (1484-1535)
- Ludwig, Pfalzgraf bei Rhein (1478-1544)
- Albrecht von Brandenburg, Erzbischof von Mainz (1490-1543)
- Richard von Greiffenklau zu Vollrads, Erzbischof von Trier (1467-1531)
(in der Liste fälschlicherweise „Reynhart“ genannt)
- Hermann von Wied, Erzbischof von Köln (1477-1552)
Die weiteren Teilnehmer werden zusammengefasst: „Vnd der merertayll all åndern fürsten vnd herren gaistlich vn[d] weltlich, der versamlung des Römischen Reychs.“

Das Luther-Verhör am 17. April 1521

Nach dem Bericht wurde Luther am 17. April um 16 Uhr von Reichsmarschall Ulrich von Pappenheim und Reichsherold Caspar Sturm von seiner Herberge abgeholt und zum Verhör in den Bischofshof geleitet. Dort stand er in einem „offnen sal“ mit seinem Beistand, „Sechs Doctores“ der Universität Wittenberg, vor Kaiser und Reich. Auf die Frage des im Auftrag des Kaisers sprechenden Trierer Offizials Johannes von der Ecken, ob er die unter seinem Namen erschienenen Bücher und Schriften als die seinigen anerkenne und diese zu widerrufen bereit sei, antwortete Luther, dass der Widerruf nicht so einfach sei, da es um große Dinge und das ewige Leben gehe: „Da mit ich aber das arm Christlich volck, vnnd mich selbs nit verfüer, so beger vnnd pitt ich von E.K.Ma. woelle mir des artickels der Reuocierung halben gnaedicklich termin vnd bedanck lassen.“ Daraufhin machte von der Ecken Luther auf die Folgen einer Widerrufsverweigerung aufmerksam, gewährte ihm aber Bedenkzeit bis zum nächsten Tag. Der Bericht zum 17. April endet mit Luthers Worten: „Ich will mich bedencken.“ Auf den folgenden, abschließenden fünf Seiten folgt „Doctor Martini Luthers antwurt des andern tags.“

Die zum Widerruf vorgelegten Schriften

Abweichend von den meisten anderen Flugschriften zum Lutherverhör werden auch einige der zum Widerruf vorgelegten und vom Offizial mit Titel ausgerufenen Schriften aufgezählt: „Vnd diez seind die buecher, wie sy yerzund genan[n]t werden, vn[d] hie vor augen lygen, nämlich ain Episteln zů herrn Erasmo von Roterdam, von dem newe[n] Testame[n]t. Jst vns aber der mißgrund vn[d] vrsach der verdampte[n] artickel wider die Bull des Bapsts Leo Appellation an ayn freys Conciliu[m], die freyhait der mentschen von der Babelonischen gefencknuß, Vo[n] den gůtten wercke(n), Vom stand der Ee, Ain Epistel an Bapst, Antwurt auff die zettel des Officials zů stolb. etc.“ - Auffallend ist hier, dass von den vier Hauptschriften des Jahres 1520 (Von den guten Werken, Adelsschrift, Freiheitsschrift, De captivitate) die Adelsschrift in der Aufzählung fehlt. Ein Brief (Episteln) an Erasmus wird in der Aleander-Liste nicht erwähnt, ebensowenig ein Brief an Papst Leo X. (Der Brief, den Luther mit der lateinischen Fassung der Freiheitsschrift an den Papst sandte, ist in den deutschen Ausgaben, von denen nach der Aleander-Liste ein Exemplar der Freiheitsschrift vorlag, nicht abgedruckt.) Bei dem Brief an Erasmus könnte es sich um eine Verwechselung handeln: Dem in der Aleander-Liste aufgeführten Basler Sammelwerk Lucubrationes ist der Brief des Erasmus an Albrecht von Brandenburg (19.10.1519) vorangestellt. „Vom stand der Ee“ (Eyn Sermon von dem Elichen Standt, Mai 1519)fehlt ebenfalls auf der Aleander-Liste; die lateinische Übersetzung der Lutherschrift (Sermo de Matrimonio) ist jedoch in den Luther zum Widerruf vorgelegten Lucubrationes enthalten.

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