(1.) Aleander: „De bonis Operibus“ = Von den guten Werken , 1520 (WA 6, 196-276)
Von den guten Wercken / D. M. L. – Wittenberg : Melchior Lotter d. J., 1520. - [58] Bl. : Ill. (Titeleinfassung) ; 4°
Kolophon: Getruckt tzu Wittenberg bey dem iungen Melchior Lotther, Im tausent funffhundert vnnd tzwentzigsten iar.
Bibliograph. Nachweis: D. Johannes: Luther-Bibliothek, Nr. 92 ; Benzing 635, VD16 L 7142
Stadtbibliothek Worms / Luther-Bibliothek, Signatur: -Mag- LB 77
Link zum Volltext: (Exemplar der Stadtbibliothek Worms)
Ein fruchtbare vnderrichtung von den guten wercken, so durch die menschen beschehen / Durch Martinum Luther beschriben. - Basel : Adam Petri, 1520. - LVII Bl. : Ill. (Titelholzschnitt, Holzschnitte) ; 4º
Kolophon: Getruckt zu Basel durch Adam Petri, nach der geburt Christi. M.D.xx.
Bibliograph. Nachweis: Benzing 639, VD16 L 7137
Stadtbibliothek Worms, Signatur: -Mag- Th 190
Link zum Volltext : (Exemplar der Bayerischen Staatsbibliothek)
„Wenn es so fortschreitet, wird es m.E. mein allerbestes
Buch“, schrieb Luther am 25. März 1520 an Georg Spalatin, den kurfürstlichen Sekretär
und Berater in theologischen Fragen und Universitätsangelegenheiten. Von ihm
veranlasst, verfasste Luther diesen Sermon und widmete ihn Herzog Johann dem
Beständigen von Sachsen. dem Bruder, Mitregenten und späteren Nachfolger
Friedrich des Weisen. Der Sermon spiegelt in der Ausführlichkeit seiner ersten
und in der Gedrängtheit seiner letzten Teile Luthers Priorisierung, aber auch
seine Arbeitsbelastung wider. Von den
guten Werken stellt die erste grundlegende Entfaltung einer evangelischen
Ethik dar: vor allem durch die Bedeutung, die Luther den zehn Geboten
zuerkennt, und durch die Schlüsselrolle, die dem ersten Gebot für deren
Auslegung und für das evangelischen Glaubensverständnis überhaupt zukommt. Die
Gliederung folgt dem Dekalog. Das Verhältnis zu Gott (1.-3. Gebot, die „erste
Tafel“) ist grundlegend, auch für die Formen der Frömmigkeitsausübung. Im
Verhältnis zum Nächsten (4.-10. Gebot, die „zweite Tafel“) legt sich der Glaube
in Freiheit selbst aus; seine Gottesbeziehung wird im alltäglichen Leben der
Lage entsprechend aus- und eingeübt. Dies ist der Inbegriff, die praktische
Wahrheit der Reformation, nach ihrer persönlichen Seiten. Das Verhältnis des
Christen zu sich selbst wird erwähnt (9. und 10. Gebot), aber nur mit dem
Hinweis auf die Erbsünde bedacht. Mit der Erörterung der Gebote stellt der
Sermon eine wichtige Vorarbeit Luthers zu den Katechismen dar; deren klassische
Formulierungen begegnen teilweise schon hier.
Werner
Jetter, in: Martin Luther: Ausgewählte Schriften hrsg. von Karin Bornkamm
und Gerhard Ebeling,
Bd 1: Aufbruch zur Reformation, 1. Aufl. Frankfurt am Main 1982, S. 38
Das Druckerzeichen: Die Eherne Schlange
Auf der Titeleinfassung (Holzschnitt) der bei Melchior Lotter d. J. (um 1490-1542) gedruckten Ausgabe erscheint im Wappen des Druckers die Eherne Schlange; in Lotters Lutherdrucken (ab 1520) symbolisiert die Eherne Schlange wohl auch die theologische Botschaft Luthers. Die Titeleinfassung verwendete Lotter im selben Jahr auch für Luthers Hauptschrift De captivitate Babilonica Ecclesiae, Praeludium. In typologischer, christologischer Deutung des Alten Testaments wird die Eherne Schlange bereits im Johannesevangelium auf Christi Erlösungswerk bezogen: Zur Bestrafung der undankbaren, nörgelnden Israeliten in der Wüste „sandte der HERR feurige Schlangen unter das Volk; die bissen das Volk, dass viele aus Israel starben. Da kamen sie zu Mose und sprachen: Wir haben gesündigt, dass wir wider den Herrn und wider dich geredet haben. Bitte den Herrn, dass er die Schlangen von uns nehme. Und Mose bat für das Volk. Da sprach der Herr zu Mose: Mache dir eine eherne Schlange und richte sie an einer Stange hoch auf. Wer gebissen ist und sieht sie an, der soll leben. Da machte Mose eine eherne Schlange und richtete sie hoch auf. Und wenn jemanden eine Schlange biss, so sah er die eherne Schlange an und blieb leben.“ (Num 21,6–9) - „Und wie Mose die Schlange in der Wüste erhöht hat, so muss der Menschensohn erhöht werden, damit jeder, der (an ihn) glaubt, in ihm das ewige Leben hat.“ (Joh 3,14–15)
Philipp Melanchthon diente das Symbol als persönliche Devise. Bald entwickelte sich die Eherne Schlange zu einem emblematischen Kennzeichen der Reformationstheologie – in Werken der Cranach-Werkstatt, auf Titelblättern oder Medaillen.
Luthers Wittenberger
Drucker Melchior Lotter d. J.
Als Luther 1519 während der Leipziger Disputation im Haus des Druckers Melchior Lotter d. Ä. in Leipzig wohnte, drängte
er diesen, seine Werkstatt nach Wittenberg zu verlegen. Der entschied sich,
seinen gleichnamigen Sohn eine Zweigstelle aufbauen zu lassen, die - mit
zunächst zwei Druckpressen - im Hause des Stadtkämmerers und kurfürstlichen
Hofmalers Lucas Cranach d. Ä. unterkam. Im Auftrag und mit finanzieller
Unterstützung Cranachs und des Goldschmieds Christian Döring druckte Melchior Lotter
d. J. 1522 Luthers Übersetzung des Neuen
Testaments (sog. Septembertestament). Lotter
d. J.,dessen Erzeugnisse durch ihre qualitätsvolle Typographie (mit
einer großen Varietät an Drucktypen) und die Holzschnitttiteleinfassungen
hervorstachen, war der wichtigste Drucker für Martin Luther, bis er 1524 von
Cranach vor die Tür gesetzt wurde: Lotter konnte die nach einer
Körperverletzung an einem seiner Mitarbeiter, einem Buchbinderlehrling,
gerichtlich auferlegte Geldstrafe nicht aufbringen. 1525 zog Lotter nach
Leipzig zurück, wo er unter dem Luther-Gegner Herzog Georg dem Bärtigen keine
reformatorischen Schriften mehr drucken konnte. 1532 erwähnte Luther Melchior
Lotter d. J. in seinen Tischgesprächen als jemanden, „der aus seinen Büchern,
die [er] ihm zu drucken gab, ein groß Geld gewonnen“ habe, was „ein gottloser
und unleidlicher Gewinn“ gewesen sei
[zit. nach: Christoph Reske: Die Buchdrucker des 16. und 17. Jahrhunderts im deutschen Sprachgebiet. Auf der Grundlage des gleichnamigen Werkes von Josef Benzing, Wiesbaden 2007 (Beiträge zum Buch- und Bibliothekswesen ; Bd 51), S. 994].