Auf das überchristlich, übergeistlich  und überkünstlich Buch

5_Auff das überchristenlich
5_Auff das überchristenlich

(11.) Aleander: „Alter Quaternio inscriptus An den Boch“

Auf das überchristlich, übergeistlich und überkünstlich Buch Bocks Emsers zu Leipzig Antwort.
Darin auch Murnarrs seines Gesellen gedacht wird,
1521 (WA 7, 614-688, 681)

Auff das überchristenlich: übergaistlich vn[d] überkünstlich buch Bocks Emsers zu Leiptzig Antwurt. Darin[n] auch Murnars seins gesellen gedacht würt. Lieber Bock stoß mich nit / D. M. L. - [Augsburg] : [Silvan Otmar], [1521]
[44] Bl. : Ill. (Titelholzschnitt: Wappen von Hieronymus Emser) ; 4°

Bibliograph. Nachweis: D. Johannes: Luther-Bibliothek, Nr. 105; Benzing 870, VD16 L 3883

Stadtbibliothek Worms / Luther-Bibliothek, Signatur: -Mag- LB 81

Link zum Volltext : (Exemplar der Stadtbibliothek Worms)

Die Titelangabe in Aleanders Liste ist eine Mischung aus formalen und inhaltlichen Elementen: „Quaternio“ bezieht sich auf das Format der Flugschrift: Quart (eine Lage vier Blättern, die sich aus zweimaligem Falten eine Papierbogens ergibt), Alter... inscriptus An den Boch“, auf das ‚andere‘ / das ‚zweite‘ Buch an den Bock Emser. Die Formatangabe könnte ein Hinweis darauf geben, dass Aleander Luthers Flugschriften bei damals - während des Reichstages - in Worms tätigen Buchführern (fahrenden Buchhändlern) nicht in gebundener Form erwarb, sondern als ungebundene Druckbögen. Es war üblich, dass der Käufer von Druckschriften selbst einen Buchbinder mit der Herstellung eines Einbandes beauftragte. Die Schriften, die Luther zum Widerruf vorgelegt wurden, waren wahrscheinlich alle (oder weitgehend) ungebunden, zumal sie zum größten Teil noch ‚druckfrisch‘ waren.

Verballhornung der Namen von Luthers Gegnern

Im Titel verballhornt Luther gleich die Namen zweier seiner Widersacher – neben dem Bock Emser dessen „Gesellen“ Murnar (Murnarr); gemeint ist der elsässische Franziskanermönch Thomar Murner (1475-1537). Im Reformationsdialog Karsthans (Bedeutung „Bauernklotz“, gedruckt in Straßburg 1521, Verfasser unbekannt) wird Thomas Murner als Vertreter der römischen Kirche der Lächerlichkeit preiszugeben. Einen Hinweis auf die ihm zugewiesene Rolle findet man bereits auf dem Titelblatt, wo Murner mit einem Katzenkopf dargestellt ist. Bezeichnenderweise kann „Murner“ bzw. „Murrnar“ (Namenskarikierung, onomatopoetische Bezeichnung für Katze/Kater im 16. Jh.)) am Anfang des Dialogs nur Katzentöne von sich geben.

Weiteres Beispiel: den Namen des Ingolstädter Professors Johannes Eck (1486–1543) Dr. Eck zog Luther zu Dreck und - im übertragenen Sinne - Doctor Saw (latinisierte Form: porcus Ingolstadiensis) zusammen. Luther wusste die symbolische Kraft der Namen im Kampf gegen die römische Kirche effektiv einzusetzen.

Vincent Balnat: Zur appellativischen Verwendung von Eigennamen in Luthers deutschen Schriften
(https://core.ac.uk/download/pdf/287365630.pdf) 

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