„Magnum volumen impressum Basileae in folio“ 

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(13.) Aleander: „Magnum volumen impressum Basileae in folio“ = Lucubrationes, 1520
R.P. Doct. Martini Lvtherii Avgvstiniani Theologi Synceri Lvcvbrationvm Pars Vna , Basel : Adam Petri 1520.
[26], 542 S., [1] Bl. : TE., D. ; 2°
(VD16 L 3411) – nichtin der Stadtbibliothek Worms / Luther-Bibliothek vorhanden!

Link zum Volltext: (Exemplar der Thüringer Universitäts- und Landesbibliothek)

Die Titelangabe in Aleanders Liste ist hier rein formal: „ein großer Band im Folio-Format, gedruckt in Basel“. Daraus allein kann aber geschlossen werden, um welches Werk von Luther es sich handeln muss, denn bis zum Reichstag wurde nur dieses eine „Magnum volumen“ in Basel gedruckt.

Adam Petri, Luthers Basler Drucker

Im Juli 1520 veröffentlichte der Baseler Drucker und Verleger Adam Petri (1454–1527), der bereits 1517 Luthers 95 Thesen als Flugschrift gedruckt hatte, ein Sammelwerk von mehr als zwanzig Lutherschriften aus der Zeit zwischen 1517 und 1520: Sermone, Streitschriften, Akten und den Kommentar über den Brief des Apostels Paulus an die Galater. Da der umfangreiche Band für humanistisch gebildete Leser europaweit bestimmt war, liegen in ihm alle Schriften in lateinischer Sprache vor. Auch einige, ursprünglich in deutscher Sprache veröffentlichte Sermone wurden für diese Ausgabe ins Lateinische übersetzt.

Mit der Bezeichnung Lucubrationes für das Sammelwerk wird auf die vermeintliche Anfertigung von Luthers Schriften bei Nacht (lat. lucubratio = Arbeit bei Lampenlicht) angespielt. Vor allem in der Zeit des Humanismus und während der Aufklärung bezeichneten manche Autoren ihre – in Latein verfassten – Schriften Lucubrationes. Berühmte Persönlichkeiten aus Kunst, Wissenschaft und Politik – im Guten wie im Schlechten – gelten häufig als ‚Nachtmenschen‘.

Redaktor der Lucubrationes war der Basler Humanist, Franziskanerguardian und spätere Zürcher Reformator Konrad Pellikan (1478-1556). Der Ausgabe vorangestellt wurde nach dem Inhaltsverzeichnis und vor dem ausführlichen Index der mit einer Einleitung versehene Brief von Erasmus an den Mainzer Erzbischof Albrecht von Brandenburg vom 19.10.1519, in der ihm Erasmus riet, in der Sache Luthers umsichtiger vorzugehen. Erasmus‘ Worte verliehen der Publikation besondere Legitimation und Luthers Schriften eine gesteigerte Autorität. Luther wird gleich im Titel als „Theologus sincerus“ („aufrichtiger/ ehrlicher Theologe“) bezeichnet.

Der Titelholzschnitt

Die von Urs Graf d. Ä. (um 1485-1528) gestaltete Holzschnitttiteleinfassung, die erstmals 1517 bei einem von Petri gedruckten niederdeutschen Evangelienbuch zur Anwendung kam, weist hier auf Luthers evangelische Lehre und ihre neutestamentlichen und patristischen Gewährsmänner: die Apostelfürsten Petrus (mit Schlüssel) und Paulus (mit Schwert), die vier Evangelistensymbole und die vier lateinischen Kirchenlehrer Gregor d. Große, Augustinus, Hieronymus und Ambrosius.

Christopher Spehr: Die Lutherausgaben des 16. bis 18. Jahrhunderts. Initiierung, Programmatik und Memoria, in: Spehr / Westphal / Paasch (Hg.): Reformatio et memoria. Protestantische Erinnerungsräume und Erinnerungsstrategien in der frühen Neuzeit, Göttingen 2021 (Academic Studies ; Bd 75), S. 315-364, hier: S. 319f.

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